Angststörungen und Panikattacken

Wenn Angst und Panik zu alltäglichen Begleitern werden

Angststörungen gehören zu den am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen. Dabei gibt es verschiedene Formen von Angststörungen, die sich sehr unterschiedlich äußern können. In diesem Artikel findest du eine Übersicht über spezifische und soziale Phobien, Panikstörung, Agoraphobie und die generalisierte Angststörung.

Spezifische Phobien

Es gibt sehr unterschiedliche Phobien. Man unterscheidet zwischen Tierphobien, situativen Phobien wie Angst vorm Fliegen oder Autofahren und Phobien vom Umwelt-Typus, z. B. bei Gewitter oder Höhenangst. Es gibt außerdem die Blut-Spritzen-Verletzungsphobien, bei denen Spritzen oder ärztliche Eingriffe gefürchtet werden und andere Phobien wie z. B. die Angst vorm Erbrechen (Emetophobie). Gemeinsam haben alle, dass die Angst vor dem phobischen Objekt für Außenstehende relativ unsinnig erscheint. Es besteht in den allermeisten Situationen keine akute Gefahr, wenn man einer Spinne begegnet, mit dem Flugzeug reist oder eine Spritze bekommt.

Angst vor ganz bestimmten Situationen oder Objekten

Personen, die eine spezifische Phobie haben, fürchten sich nur in bestimmten Situationen, in denen sie mit dem Objekt ihrer Angst konfrontiert sind. Dabei wird häufig unterschätzt, wie stark die Betroffenen unter ihrer Phobie leiden und mit welchen Einschränkungen sie durch die Angst leben müssen. Dadurch, dass die Symptome der Angst nur in sehr spezifischen Situationen auftauchen und Phobiker dies meist genau wissen, ist es entsprechend einfach für sie, die jeweiligen Situationen zu vermeiden.

Symptome bei Kontakt mit dem phobischen Objekt

Geraten sie doch einmal in eine Situation, in der sie mit dem Objekt ihrer Angst konfrontiert sind, entwickeln sie schnell starke Furcht, katastrophale Erwartungen oder Fehlannahmen. Im Falle einer Spinnenphobie wäre das beispielsweise die Annahme, dass die Spinne sich auf sie zu bewegt oder sie beißt, obwohl das sehr unwahrscheinlich ist. Die Symptome bei der Furchtreaktion sind unter anderem Herzrasen, Kurzatmigkeit, ein Gefühl extremer Anspannung, Zittern und Schwitzen.

Die Gefahr, die von phobischen Objekten ausgeht, wird von den Betroffenen oftmals stark überschätzt

Muss die Phobie behandelt werden?

Phobiker können in der Regel schlecht abschätzen, ob eine Behandlung ihrer Phobie notwendig ist und suchen daher meist erst nach Jahren professionelle Hilfe. Dabei sind Phobien sehr gut behandelbar, es reichen teilweise nur wenige Stunden Therapie, um eine deutliche Angstreduktion zu erlangen. Gruppenbehandlungen oder internetbasierte Behandlungen sind dabei genauso anwendbar, wie die Einzeltherapie.

Soziale Phobie

Die soziale Phobie ist nach Depression und Alkoholabhängigkeit die dritthäufigste psychische Störung. Sie ist gekennzeichnet durch eine intensive Angst vor sozialen Situationen und Interaktionen. Diese kommt bei Betroffenen deshalb zustande, weil sie Befürchtungen haben, zu versagen, von anderen negativ bewertet zu werden oder sich peinlich zu verhalten. Die Angst ist dabei so stark, dass sie eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität haben. Ihr privates und berufliches Leben leidet unter der Erkrankung.

Automatische Gedanken und Überzeugungen

Menschen mit einer sozialen Phobie haben in sozialen Situationen meist automatisch auftretende Gedanken über sich selbst und die Bewertung durch andere. Sie setzen enorm hohe und perfektionistische Anforderungen an ihr eigenes Auftreten. Zudem sind sie oftmals überzeugt davon, dass ihr Verhalten ungünstig oder demütigend ist und sie haben dauerhafte negative Ansichten über sich selbst. Sie nehmen sich selbst als dumm, minderwertig, unfähig und andere hingegen als intelligent, kritisch und kompetent war. Daher bewerten sie soziale Situationen häufig als Bedrohung und rechnen nur damit, dass die anderen Personen gleich herausfinden werden, wie unzulänglich sie sind.

„Gleich merken sie bestimmt, dass ich nichts kann“ – so oder so ähnlich denken Menschen mit sozialer Phobie in dieser Situation

Furcht in sozialen Situationen

In sozialen Situationen fühlen sich Betroffene sehr unwohl. Sie können körperliche Symptome wie Erröten, Zittern und Schwitzen sowie Hitzewallungen bekommen. Dazu kommt ein trockener Mund, Herzrasen, Schwindel oder Übelkeit. Auch Harn- oder Stuhldrang und Blutdruckabfall können vorkommen. Generell können sich die Symptome ähnlich wie die einer Panikattacke anfühlen.

Von anderen Personen wird der Betroffene meist als distanziert und schüchtern wahrgenommen. Es wird wenig Blickkontakt gehalten, wenig gesagt und eventuell fällt ein Stottern oder Stammeln im Gespräch auf. Um das zu verhindern, vermeiden Betroffene häufig soziale Situationen oder flüchten, wenn möglich, aus diesen.

Panikstörung

Bei der Panikstörung steht das Auftreten plötzlicher Panikattacken im Vordergrund. Charakteristisch dabei ist, dass diesen keine Angst oder reale Gefahr vorausgehen muss. Die durchschnittliche Dauer einer Panikattacke beträgt 30 Minuten, wobei auch wesentlich kürzere oder längere Panikanfälle möglich sind. Oftmals entwickeln Patienten im Anschluss an eine Panikattacke die Angst, dass ihr weitere Attacken folgen werden.

Wie sich eine Panikattacke anfühlt

Bei Panikattacken treten körperliche und psychische Symptome oft gleichzeitig auf. Die häufigsten körperlichen Symptome sind Herzklopfen und -rasen, Atemnot, Schwindel und Benommenheit. Manchmal kommen starkes Schwitzen und ein Schmerz, Druck oder Engegefühl in der Brust hinzu.

Auf der psychischen Seite stehen die Angst zu sterben, verrückt zu werden oder Angst vor Kontrollverlust im Vordergrund. Personen, die gerade eine Panikattacke haben, rufen nicht selten den Notarzt, bitten Angehörige um Hilfe oder nehmen Beruhigungsmittel ein. Falls sie sich an einem öffentlichen Ort aufhalten, wird versucht, diesen möglichst bald zu verlassen.

Symptome in der Erinnerung müssen nicht den realen Empfindungen entsprechen

Welche Symptome auftreten und mit welcher Intensität, kann stark variieren. Interessant ist dabei, dass Patienten, die direkt im Anschluss an eine Panikattacke nach ihren Symptomen befragt werden, diese anders schildern, als wenn man eine Woche später danach fragt. Direkt im Anschluss werden die Symptome milder und untypischer beschrieben, eine Woche später erinnern sich Patienten jedoch an sehr viel stärkere Symptome. Bei der Erinnerung an eine Panikattacke scheint sich also leicht eine Verzerrung einschleichen zu können.

Panikattacken sind immer ein Grund, sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Panikstörung führt auch vergleichsweise oft dazu, dass sich Betroffene Hilfe suchen, da ihr Leidensdruck groß ist. Einige Tipps zur Selbsthilfe bei Panikattacken findest du hier.

Agoraphobie

Haben Patienten mit Panikanfällen zusätzlich ein Vermeidungsverhalten entwickelt, um Situationen, in denen eine erneute Panikattacke ausgelöst werden könnte, zu verhindern, dann diagnostizieren Psychotherapeuten statt einer Panikstörung eine Panikstörung mit Agoraphobie.

Das Problem mit der Vermeidung

Der erste Panikanfall, den eine Person hat, findet in 90% der Fälle an einem öffentlichen Ort statt. Daher scheint es relativ logisch (wenn auch leider für die Heilung nicht zielführend), dass manche Betroffene dazu tendieren, Orte, an denen Panikanfälle in der Vergangenheit aufgetreten sind und solche, von denen eine Flucht schwierig oder peinlich wäre, zu vermeiden. Beispiele hierfür sind Menschenmengen oder öffentliche Verkehrsmittel.

90% der zuerst auftretenden Panikattacken durchleben Betroffene an einem öffentlichen Ort

Durch die Vermeidung wird die Angst zwar kurzfristig gelindert, langfristig kann jedoch ein Kreislauf entstehen, in dem die Angst vor der Panikattacke dazu führt, dass der gefürchteten Situation noch mehr Bedrohungscharakter zugeschrieben wird. Betroffene können zudem durch das Vermeiden von Situationen nicht mehr lernen, dass nicht jede Situation zu einer Panikattacke führt. Die Erfahrung, dass es an einem Ort, an dem bereits eine Panikattacke aufgetreten ist, nicht wieder dazu kommen muss, wird nicht gemacht. Alleine die gedankliche Auseinandersetzung mit diesen Situationen führt damit letztendlich zu Angst. Das führt bei Betroffenen in der Regel zu starkem Leidensdruck und einer eingeschränkten Lebensführung.

Sicherheitssignale

Wenn die Vermeidung einer potenziell panikauslösenden Situation nicht möglich ist, nutzen Betroffene häufig Sicherheitssignale. Diese können Medikamente sein, die sie dabei haben, Riechsubstanzen oder auch die Nummer ihres Arztes. Sie fühlen sich auch dann sicherer, wenn sie die Situation nicht alleine durchleben müssen und in Begleitung sind.

Agoraphobie ohne Panikanfälle

Es gibt eine relativ kleine Anzahl an Agoraphobiepatienten, die keine Panikattacken erleben. Diese haben weniger Angst vor Panikanfällen und eher Angst vor einer Ohnmacht oder dem Kontrollverlust über ihren Körper (z. B. Magen- oder Darmtätigkeit). Daher vermeiden auch sie öffentliche Orte, von denen schlecht geflüchtet werden kann.

Generalisierte Angststörung (GAS)

Die generalisierte Angststörung ist eine relativ häufige Angststörung. Etwa 4 – 7% der Bevölkerung leiden daran. Im Mittelpunkt der Erkrankung steht ein ständiges sich Sorgen machen. Patienten mit GAS berichten zudem, dauernervös und -angespannt zu sein. Schlafprobleme sind bei ihnen außerdem keine Seltenheit.

Sorgen beziehen sich auf in der Zukunft liegende, eventuell eintretende Ereignisse

Wenn die Sorgen immer mit dabei sind

Sich Sorgen zu machen, damit sind Gedankenketten gemeint, bei denen eventuell in der Zukunft auftretende, bedrohliche Ereignisse im Mittelpunkt stehen. Gefühle der Hilflosigkeit und Angst begleiten diesen Denkprozess häufig. Bei Patienten mit generalisierter Angststörung ist das Sorgen machen oft so stark ausgeprägt, dass sie gedanklich von einem katastrophalen Problem zum Nächsten springen, ohne Lösungen für die einzelnen Probleme zu finden oder diese zu Ende zu denken. Sie merken zwar, dass das Sich-Sorgen überhand nimmt, sie es schlecht kontrollieren können und es einen großen Teil ihres Tages beansprucht. Jedoch werden die Sorgen auch als nicht unrealistisch oder überflüssig empfunden. Problematisch daran ist, dass Sorgen die emotionale Verarbeitung von angstauslösenden Reizen verhindern, es führt am Ende zu keiner Lösung.

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Julia Klimek
Hier schreibt Julia Klimek, Tochter von Nicole Klimek. Ich habe meinen Masterabschluss in Psychologie an der Universität des Saarlandes gemacht und beginne in Kürze die Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin in Verhaltenstherapie. Die Begeisterung meiner Mutter für Psychologie inspirierte mich dazu, Psychotherapeutin zu werden. Trotz meines jungen Alters konnte ich bereits einige Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit Patienten sammeln.
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Hier schreibt Julia Klimek, Tochter von Nicole Klimek. Ich habe meinen Masterabschluss in Psychologie an der Universität des Saarlandes gemacht und beginne in Kürze die Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin in Verhaltenstherapie. Die Begeisterung meiner Mutter für Psychologie inspirierte mich dazu, Psychotherapeutin zu werden. Trotz meines jungen Alters konnte ich bereits einige Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit Patienten sammeln.
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Klimek - Privatpraxis für Psychotherapie, EMDR und Tiefenpsychologie in Dieburg

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